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Wale in Hermanus – Samstag, 24.08.13

Die Kleinstadt Hermanus ist ein weltberühmter Walbeobachtungsort und heute Abend machte ich mich zusammen mit meinen Mitfreiwilligen und ein paar Freunden auf den Weg dorthin. Die Wale kommen jährlich von Juni bis Dezember in die Bucht um Hermanus, um ihre Jungen zu gebären. Pascal hat uns davon abgeraten, abends zu gehen, weil die Tiere eher morgens aktiv wären (die Walen springen sogar vor Freude (nehm ich mal an) aus dem Wasser) und irgendwie hatte er auch recht. Alles was wir in Hermanus von den Walen zu sehen bekamen waren ein paar Schwanz- und Rückenflossen in den Wellen und ab und zu ein hochgeblasener Wasserstrahl. Aber wie schon einige Male zuvor hier in Südafrika, bewies das Sprichwort „der Weg ist das Ziel“ seinen wahren Kern, denn das, was wir auf der Fahrt mitbekamen, war an sich schon beeindruckend genug und die einstündige Fahrt wert.

1. Kayelitsha. Kayelitsha ist das größte Township in Cape Town und das drittgrößte der Welt. Es leben einfach unendlich viele Menschen in einem Meer aus Wellblechhütten, vor denen Wäscheleinen gespannt sind und Hunde herumstreunern. Die Viertel werden nachts von großen Flutlichtern beleuchtet, die etwa doppelt so hoch sind wie Straßenlaternen und etwa dreimal so hell leuchten. Es ist wirklich eindrücklich zu sehen wie riesig dieses Township ist und man fährt eine ganze Weile daran entlang. Ich habe gehört, man braucht 2 Stunden um Kayelitsha einmal komplett mit dem Auto zu durchqueren. Angesichts dessen bin ich erleichtert, dass ich „nur“ in einem kleineren Township mit 40 000 Einwohnern arbeite und nicht wie eine andere Freiwillige, dich ich auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt habe, nur jedes zweite Wochenende mal aus dem Township herauskomme.

2. Die Küste. Der Strand entlang der False Bay ist einfach nur wunderschön. Du sitzt im Auto, links von dir siehst du Kayelitsha und dann drehst du dich um und könntest meinen, du stehst irgendwo in Norddeutschland an der Küste. Sanfte Dünen, die ab und zu von ein paar Autospuren unterbrochen werden (trotz dem Schild „dont drive on the dunes“) und von den einheimischen Gräsern und Kräutern bewachsen sind verdecken teilweise den Blick auf das teifblaue Wasser des Antlantiks, das hohe Wellen schlägt. Nur sehr wenige Menschen verirren sich an diesen Teil den Strandes außerhalb der Stadt, vielleicht auch, weil es hier viele Haie gibt, oder weil gerade Winter ist, ich weiß es nicht. Mit viel Glück sieht man auch hier mal einen Wal aus dem Wasser springen.

3. Die Berge. Als wir die False Bay umrundet hatten, durchquerten wir ein kleines Dorf und, um bei den geographischen Vergleichen zu bleiben, befanden uns plötzlich in der Schweiz. Die Spitzen der etwas größeren Bergkette im Hintergrund sind mit Schnee bedeckt und von einer Anhöhe an der Straße aus sehen wir über Wälder und Seen. Auf einmal sind da Nadelbäume, wo vorher nur kniehohes Steppengewächs vor sich hinvegetierte und zusammen mit den Seen erinnern die Nadelwälder ein bisschen an Kanada. An einem Rastplatz bot sich uns noch eine geniale Aussicht, als wir auf einen kleinen Hügel geklettert sind. In diesem Moment kam mir die Gewissheit, dass es sich schon lohnen würde, Kapstadt einfach nur wegen seiner Landschaft zu besuchen. Leider habe ich vergessen, meine Kamera mitzunehmen.

4. Fischerdorf. Irgendwann erreichten wir Hermanus und ich denke ich würde es am ehesten mit einem Küstendorf aus England oder Irland in vergleichen. Es gibt hohe Klippen an denen sich harte Welllen brechen, grasbedeckte Hänge und mehrere kleine Häuschen und Gaststätten oberhalb des Küstenpfades. Das Wasser ist sehr aufgewühlt und ein starker Wind weht einem hier durch die Haare und lässt einen frösteln. Die Wale sind das große Besondere an dem Dorf und Touristenanziehungspunkt nummer eins, es gibt sogar einen Mann, dessen einziger Job es ist, in ein Horn zu blasen um die Wale zu „motivieren“, sich zu zeigen. Wie gesagt, wurde uns diese Freude heute nicht gegönnt, deswegen steht Hermanus weiterhin auf meiner Liste der unbedingt noch zu besuchenden Orte.

Auf jeden Fall hat sich der kleine Ausflug gelohnt und gerade der Mix aus Landschaften, der einem hier begegnet, macht, denke ich, die Einzigartigkeit und Schönheit von Kapstadt aus. Man fühlt sich ein bisschen wie im Paradies – man findet einfach das, worauf man gerade Lust hat. Man kann aussuchen, ob man gerade an den Strand will, auf Berge klettern, durch Wälder wandern oder einfach nur durch die Stadt bummeln will. Bitte nehmt mir die Euphorie nicht übel, Südafrika oder insbesondere Kapstadt (mehr kenne ich ja bisher nicht) hat einfach die Gabe Menschen zu verzaubern, was man schon allein daran sieht, dass so viele Menschen, die einmal hier waren, unbedingt wiederkommen wollen. Inklusive mich.